Im Mittelpunkt der systemischen Arbeitsweise stehen nach meinem Verständnis nicht einzelne Elemente (z.B. Familienmitglieder), zwischen denen Beziehungen bestehen (Stichwort Stichwort: Familienaufstellung). Systeme bilden sich vielmehr durch eine Verkettung von Operationen, wenn sich Kommunikation aus Kommunikation entwickelt (z.B. bei Familien oder bei Unternehmen), oder wenn sich Gedanken aus Gedanken entwickeln (bei psychischen Systemen bzw. dem menschlichen Bewusstsein). Die Vielzahl immer wiederkehrender Gedanken, die jeder Mensch täglich (re-)produziert und die sich in gewohnter Weise aneinander reihen und damit das psychische System bilden, macht es so schwer, sich aus dem Gedankenkarussell selbst zu befreien. Hierzu bedarf es einer „Störung“ von außen, z.B. durch eine Beratung oder Therapie, die Alternativen und Lösungen sichtbar machen kann.
Die lösungsorientierte Beratung oder Therapie ist eine Kurzzeittherapie, die von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg entwickelt wurde. Hierbei handelt es sich um eine Form der Gesprächstherapie, die gegenwarts- und zukunftsorientiert ist. Sie baut auf Ihren Zielen, Stärken und Ressourcen auf. Gemeinsam entwickeln wir Lösungen, schauen nach positiven Aspekten in Ihrem Leben, nach Dingen, die bereits gut funktionieren, verlassen eine mögliche Opferhaltung und ein Denken in Mangelzuständen. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in eine wieder positive Zukunft.
Die kognitiv-emotionale Verhaltenstherapie geht davon aus, dass wir bestimmte Situationen, in die wir geraten, mit unserer persönlichen Sichtweise bewerten, was wiederum zu entsprechenden Verhaltensweisen und Gefühlen führt. Dabei ist uns unsere persönliche Sicht auf die Dinge nicht sogleich bewusst. Wahr nehmen wir allein unsere Gefühle und Handlungsweisen. Zugrundeliegende Prägungen während unserer Erziehung, übernommene Normen und Gebote bilden hierbei die Basis. Das Bewusstmachen von Kognitionen, von unserer Art zu denken, und das Überprüfen von Schlussfolgerungen auf deren Angemessenheit, führen zu einem Perspektivenwechsel und lässt uns manches mit anderen Augen sehen.
Diese Art der systematischen Selbstbeobachtung findet sich bereits in der antiken Philosophie, die, im Gegensatz zu heutigen Philosophiebestrebungen, mehr praktisch ausgerichtet war und sich vorrangig für Grundfragen des Handelns und der (guten und glücklichen) Lebensführung interessierte. So verwies bereits der römische Philosoph Epiktet auf die wichtige Unterscheidung zwischen Dingen, die in unserer Macht stehen und Dingen, die nicht in unserer Macht stehen, um sich vorrangig auf jene zu konzentrieren. Sein Hinweis, dass uns nicht die Dinge und Situationen an sich beunruhigen, sondern unsere Meinungen und Bewertungen darüber, schlägt die Brücke zur heutigen kognitiven Verhaltenstherapie.